Biophiles Design
Menschen sind biophile Wesen. Die „Liebe zum Lebendigen“ und unser Bedürfnis nach Berührung mit der Natur ist tief in uns verankert. Die positive Wirkung, die Naturnähe bei uns körperlich, mental und psychisch auslösen kann, ist faszinierend.
Wissenschaftler und Designpraktiker arbeiten seit Langem daran, jene Aspekte der Natur zu definieren, die uns und unsere Zufriedenheit in Räumen am stärksten beeinflussen. Terrapin Bright Green hat „14 Patterns of Biophilic Design“ definiert (terrapinbrightgreen.com). Diese Muster dienen als Gestaltungsprinzipien, um die Beziehungen zwischen Natur, Mensch und umbautem Raum erlebbar zu machen. Sie stützen sich auf neurowissenschaftliche und psychologische Erkenntnisse. Man kann sie in drei Kategorien unterteilen:
- Direkte Verbindung zur Natur
Hier geht es um die konkrete Einbindung von realen Naturelementen. Zum Beispiel in Form von Pflanzen oder Wasser(fällen) im Innenraum, oder auch der Ausblick in die Natur. Belichtung mit Tageslicht und das Erleben von Tages- und Jahreszeiten, zum Beispiel durch Licht- und Temperaturverläufe, tragen dazu bei. Auch frische Luft, sanfte Bewegungen, Lichtspiele und Tiere.
- Indirekte Verbindung zur Natur
Wir Menschen haben eine angeborene Affinität zu Formen, Mustern und Ordnungsprinzipien aus der Natur (Bienenwabe, Schneeflocke, Kristall). Auch Farben, Texturen, organische Formen und Materialien mit Bezug zum Ort (bestimmte Holzarten oder Gesteine), Naturdarstellungen bei Kunst oder Fotografie spielen eine Rolle.
- Menschliches Raumerlebnis
Räumen sollten uns ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. So ist es wichtig, ein richtiges Maß an Offenheit und freier Sicht zu gewährleisten. Gleichzeitig sollten wir auch an Rückzugsmöglichkeiten denken, die Schutz und Geborgenheit bieten. Unsere Sinne wollen auch stimuliert werden, zum Beispiel mit Möglichkeiten zum Entdecken. Ein bisschen Nervenkitzel darf auch sein, zum Beispiel der Blick von oben in die Tiefe. Es geht um die Integration von einzelnen Elementen zu einem harmonischen Ganzen, um sanfte Übergangsräume, um die Freiheit der Mobilität und die einladende Wegführung.
Es geht also um mehr als nur um ein paar schöne Zimmerpflanzen. Es geht um das Erleben der Natur mit allen Sinnen, um einen ganzheitlichen Ansatz, der Materialien, Texturen, Farben, Beleuchtung und Muster berücksichtigt.
Internationale Studien zu den Auswirkungen naturfremder Lebensstile zeigen eindeutig, dass die Qualität unserer Umwelt und unserer Interaktionen mit ihr unsere Gesundheit erheblich beeinflussen. Wir sind natürliche Wesen mit einem Natur-Defizit-Syndrom. Dem will Biophiles Design entgegenwirken. Biophile Umgebungen können Stress reduzieren, Kreativität anregen, Produktivität steigern und gesundheitsförderlich sein. Deshalb sollten wir diese wertvollen Erkenntnisse bei der Gestaltung unserer Wohn- und Arbeitsräume mit einbeziehen.
Es steckt eine einzigartige Kraft in der Natur!